Montag, 24. August 2009

Kino auf der Burg

Freiluftkino, und das noch auf einer Burg - klingt doch super! Preislich war der Spaß auch nicht teurer als die sowieso horrenden Kinotarife, und "Willkommen bei den Sch'tis" hatten meine Freundin und ich auch noch nicht gesehen. Dazu kam am besagten Tag strahlender Sonnenschein - also auf nach Siersburg zum SR1-ultra-Event: "Kino auf der Burg".
Doch jetzt, so im Nachhinein, war das alles schon recht bizarr. Erstmal haben wir die Burg nicht gefunden. Das ist peinlich. Aber die Hinweise auf einen Parkplatz für das Kino waren auch winzig. Schließlich parkten wir also auf einem größeren Platz vor einer Halle. Dort hatten zwei Jugendliche doch tatsächlich gerade ihr Schlauchboot ausgebreitet. (!) Im ersten Moment realisiert man sowas gar nicht richtig...aber: was haben die da gemacht?
Wir waren wahrscheinlich zu verstört, um das wirklich zu hinterfragen. Stattdessen haben wir unsere tausend Pullis und Jacken und Decken und Sitzkissen gepackt und sind auf die Burg marschiert. Auf dem sogenannten "Panoramaweg", der uns in dem Moment aber eher gestresst hat, weil wir weder körperlich noch seelisch (Tinti!) auf den Aufstieg vorbereitet waren. Und oben feststellen mussten, dass wir irgendwie aus einem ganz anderen Loch kamen als der Rest des Publikums. Irgendwas lief da schief.
Naja, auf der Wiese der "Burg" (ich halte die Bezeichnung für einen Euphemismus) war dann eine riesige, echt coole Leinwand aufgebaut und Stühle und natürlich Bierstand, Popcorn etc. Sobald wir saßen, zog im 5-Minuten-Takt einer von uns die nächste Lage Kleider über, weil es doch zunehmend kälter wurde. Da halfen selbst Gummibärchen und Schokolade und Smarties und grüner Engergy-Kaugummi nicht wirklich. Der Film ging dann auch erstmal gar nicht los. Stattdessen wurde zunächst ein saarländischer "Kurzfilm" gezeigt, der mit 30 Minuten eindeutig Überlänge hatte. War nicht schlecht, aber am Ende auch nicht wirklich der Brüller. Egal, jetzt war es auch dunkel und aufgrund der Kälte rührten wir uns sowieso nicht mehr vom Fleck. Es konnte losgehn.
"Willkommen bei den Sch'tis" ist echt lustig. Das bestreite ich gar nicht. Auch originell und echt gut gemacht. Und bis dahin schien auch das Publikum eigentlich normal. Im Schnitt waren die meisten wohl eher im Alter unserer Eltern, oder so um die 40. Heißt ja nix, aber je länger der Film lief, umso mehr steigerte sich das Publikum herein. Was mit normalem Lachen hier und da begann, steigerte sich zum Jubeln, Jauchzen, Johlen, Kreischen, Schreien:"Oh Gott, ich hab Tränen in den Augen!". Da wackelten die Plastikstühle! Um uns herum schien alles auf einem ziemlichen Trip zu sein. Und ich zähle mich eigentlich nicht zu den: "hey wir sind cool wir lachen nie"-Leuten. Im Gegenteil. Aber die Reaktion dieses Publikums war schon irgendwie...extrem. Mitunter verstörend war auch der mit sich selbst redende Typ neben Tinti, der lachend seine kalte Pizza aus der Alufolie auspackte und genüsslich verdrückte, während der Film weiterging. Wir kauten derweil nervös unsere grünen, neuen, geilen Energy-Kaugummis und versuchten, dem Film zu folgen.
Unsere größte Sorge war ja, das Auto nicht mehr zu finden. Zum Glück stellte sich die als unbegründet heraus und gegen Mitternacht erreichten wir den Parkplatz. Die Schlauboot-Kapitäne waren mittlerweile auch weggepaddelt. Na geht doch.

Isabel


currently listening: Death Cab for Cutie - Transatlanticism (song)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
Web Analytics