Mittwoch, 3. Februar 2010

Oh wie schön ist...

Manchmal veröffentlichen große Bands oder Künstler Alben, die man aufgrund der Größe ihrer Interpreten aufmerksam hört, aber von denen man sich dann doch schnell wieder ablenken lässt. Sei es, weil sie einem vorigen Album nicht gerecht werden, oder weil man gleichzeitig ein anderes, neues Album hört und einfach besser findet. So kommt es, dass diese Alben schon beachtet werden, aber dass sie ins Regal verfrachtet werden, bevor man ihnen richtig gerecht werden kann. Dann kommt irgendwann der Punkt, meist geraume Zeit später, an dem einem das Album wieder in die Hände fällt und man es sich wieder anhört. Genau das ist mir vor kurzem mit einem meiner wahrscheinlich absoluten Lieblings-Singer/Songwriter passiert, nämlich mit:


Conor Oberst - s./t.

Es gibt in meinen Augen zwei Gleichungen: Conor Oberst = Bright Eyes. Und: Bright Eyes = Conor Oberst. Einfaches Prinzip, das eben in beide Richtungen wirkt und, da ich ein großer Bright Eyes-Fan bin, wirken muss. Der wahre Conor Oberst steckt eben in Bright Eyes und Bright Eyes existiert nur durch Oberst. Blöd, dass der plötzlich anfängt, Soloalben zu veröffentlichen, zusammen mit einer bisher unbekannten "Mystic Valley Band". Aber zumindest auf diesem "Debüt" sind alle Songs sind von Oberst geschrieben, gesungen, und überhaupt. Trotzdem stimmt halt von vornherein die Konstellation nicht. Wieso dann nicht einfach Bright Eyes? Und wieso sind die Songs plötzlich teilweise heiter, unbeschwert, gar fröhlich? Eine zittrige Stimme gibts bei zwei, höchstens drei Liedern. Den Rest singt Oberst mit ungewohnt fester Stimme und viel Melodie. Es gibt auch Strophen und Refrain und keine langen Textergüsse wie beispielsweise auf "Lifted...".
Ich konnte mich mehr oder weniger mit dem Album anfreunden. Weil es halt doch der Conor ist. Und weil Cape Canaveral ein wahnsinnig toller Opener ist. Aber eine richtige Chance hat das Album nicht bekommen. Bis ich es vor kurzem wieder angehört habe. Und zwar mit dem Gedanken, dass Conor Oberst halt hier einfach nicht wie Bright Eyes klingen will und es deshalb auch nicht tut. Wenn man sich davon löst, bekommt man einfach ein wirklich lockeres Country-Pop-Album, das ein paar richtige Songperlen enthält. Dabei denke ich an "Sausolito" oder "Danny Callahan". Besonders letzterer ist ein ziemlicher Ohrwurm, und trotzdem doch tiefsinnig, was den eigentlichen Inhalt angeht.

"What gauge measures miracle?
And whose heart beats electrical?
We fight sickness with our modern joy.
But even western medicine
it couldn't save Danny Callahan
bad bone marrow, a bold little boy".

Die Genialität der Oberst-Texte bleibt eben auch hier nicht verborgen und kommt auch unter anderem Namen zur Geltung, wie in "Moab":

"Some would spend their precious time
trying to decorate their lives
taking measurements for some new look they want.
so from one to ten-
ten is exactly where I am
zero being everything I'm not-

tell me what you like.
Is it less than five?"

Trotz allem muss ich weiterhin kritisieren, dass dem Album die Formvollendetheit der Bright Eyes-Platten fehlt. Geht man die Songs durch, so sind die ersten 5 Nummern richtig große Klasse, bis dann plötzlich "I don't wanna die (in the hospital)" ein ziemlicher Griff ins Klo darstellt (besonders in Kombination mit dem vorherigen Song "Danny Callahan"). Es geht weiter mit einem ruhigen, akkustischen Song, auf den aber plötzlich der irgendwie unfertige Halbsong "NYC- Gone, Gone" folgt. Passt aber eigentlich noch ganz gut zu "Moab". Gestört wird das Ganze dann aber wieder durch "Valle Místico (Ruben's Song)". Hier versucht einfach jemand vergeblich, Töne aus einer Trompete rauszubekommen. So ähnlich würde sich das wahrscheinlich bei mir auch anhören, deshalb blas ich eben gar nicht erst in eine Trompete und verkauf das schon gar nicht als "Song". Das ist halt irgendwie schade, denn es stört einfach den "flow" des Albums, sodass man beim Durchhören immer wieder zum skippen gezwungen ist.
Trotzdem bleib ich dabei: "Conor Oberst" von "Conor Oberst" ist nicht Bright Eyes- aber viel toller, als zunächst angenommen. Worth listening!

Hier eine Aufnahme von "Cape Canaveral" (ich kann mir nicht helfen aber das hat was sehr cooles und ist trotzdem sehr Conor Oberst-like...hach!)





Isabel

currently listening: Mumford and Sons - Sigh no more
 
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