Montag, 31. August 2009

4-Ohren-Test: Animal Collective - "Merriweather Post Pavillion"

Kommen wir wieder zu unserer altbewährten Rubrik "Der 4-Ohren-Test". 4-Ohren-Test bedeutet, dass wir das gleiche Album hören und unabhängig voneinander unsere Meinung kundtun. Heute beschäftigen wir uns mit dem Album "Merriweather Post Pavillion" der Band Animal Collective.

Viel Spaß!
Isabel und Sebastian

currently listening (Isabel): Oasis - Don't Go Away
currently listening (Sebastian): The Beach Boys - Good Vibrations



Sebastian: "Wenn Lebensfreude ein Lied wäre…"

Wenn Lebensfreude ein Lied wäre, wäre es ganz sicher von Animal Collective!
Die Magie des Albums „Merriweather Post Pavillion“ ist schwer zu erklären. Vielleicht ist es einfach die Konzentration auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.
Allein schon das Cover-Motiv macht dieses Album zu einem Leckerbissen: Eine optische Täuschung, entworfen vom japanischen Psychologen Prof. Akiyoshi Kitaoka. Nach kurzem Anschauen bewegt sich alles.
„Merriweather Post Pavillion“ bringt wirklich neues. Einem unaufgeschlossenen Ohr mag diese Musik vielleicht als Witz oder zumindest mit einem Augenzwinkern betrachten, weil die Klänge einem spontan etwas kindlich vorkommen. Ich nehme diese Platte so ernst wie eine Sinfonie von Beethoven, nicht nur weil sie es technisch mit jeder Sonate klassischer Meister aufnehmen kann, sondern weil ich das antreibende Motiv des hinter dem Album und hinter Animal Collective insgesamt genau so schätze und ernst nehme wie jedes andere auch.
Beim Hören fragt man sich, wie man mit soviel übereinanderliegenden Soundschichten jeglicher Art noch solche Knaller-Hits bauen kann! Ein kunterbuntes Kaleidoskop von Klängen sprudelnd spritziger Elektronik erwartet den glücklichen Hörer, die gegen alle gängigen Pop-Konventionen verstoßen, aber dafür in der Lage sind, ein starkes Gefühl der Freude im Hörer auszulösen. Und das mit einer unglaublichen Innovativität, die leider viel zu selten eine breitere Hörerschaft erreicht. Gott sei Dank ist das wenigstens diesen drei New Yorkern nicht vergönnt.
Obwohl einem beim ersten Hören der Platte zunächst die schillernden, feuchten, lebendigen und organischen Klänge ins Ohr springen, zeichnen sich Animal Collective auch als hervorragende Poeten aus. Schon das zweite Lied des Albums „My Girls“ ist ein bezauberndes Plädoyer für etwas mehr Bescheidenheit; es sagt, dass man zum Leben nichts weiter braucht als ein kleines Haus mit seinen Lieben drin. Hier gibt’s keine Metaphern, keine Metaphysik, sondern Rückbesinnung auf Tugenden:

I don’t mean to seem like I care about material things, like a social status.
I just want four walls and adobe slabs for my girls.

Wundervoll! Nach dem, wegen der Hookline „Noone should call you a dreamer“ ebenso ermunternden „Also Frightened“ kommt die herzerwärmende Single des Albums und damit ein weiteres Stück mit absolutem Hit-Potenzial: „Summertime Clothes“, in welchem jede Strophe immer auf den gleichen simplen Willen hinausläuft:
“And I want to walk around with you”
Auch das Video zu Summertime Clothes kann sich sehen lassen: Ein Rausch aus unerklärlichen Dingen, aus Rätseln. Seltsame Figuren tanzen in seltsamen sphärischen Gewändern umher. Es ist wie jede gute Kunst, sie stellt mehr Fragen, als sie beantwortet. Genau das machen Animal Collective, und das auch noch laut und bunt!
Während Oasis, Coldplay und Konsorten im Gegensatz zu diesem Meisterwerk nach grauem Establishment schmecken, dreht dieses tierisch gute Kollektiv mit intensivem polyphonen Gesang und jeder Menge Enthusiasmus voll auf. Harmonietechnisch gaukeln Animal Collective einem nichts vor, sondern lassen dem Hörer viel Interpretationsfreiraum. Trotzdem kann man nicht widerstehen, nach ein paar Mal hören mitzusingen, wie in „Lion In A Coma“:

“Lion in a coma, lion in a coma, don’t keep lying in a coma!”

“Merriweather Post Pavillion” will uns sagen, dass wir Menschen uns nicht einbilden sollten, dass wir besser seien als Tiere, dass wir uns überhaupt nicht für irgendetwas Besseres halten sollten. Lifestyle-Erscheinungen und Trends werden mit Witz und Ironie eine radikale Abfuhr erteilt, wie in „Taste“:

My friend and me were having laughs
In a living room filled with arts and crafts
He said, "I like their clothes and their charming ways”,
But what I really want is a simple place,
With no fashion clothes 'cause you can't eat those.

Merriweather Post Pavillion ist große Kunst. Für den Hörer, der offen für neues ist, offenbaren die drei New Yorker eine innovative Sensation der Superlative. Dieses Album ist abgespaced und doch intelligent, exotisch und doch liebenswert, künstlerisch und doch absolut natürlich.
Gegen Ende der Platte spürt man schon, dass man etwas ganz Großes gehört hat, und das noch bevor man das furiose Finalstück erreicht hat: Das knapp 6-minütige „Brother Sport“, was nichts Geringeres als eine Ode an das Leben selbst ist. Hierzu fehlen mir nun wahrlich die Worte für eine der Sache gerecht werdende Beschreibung.
Beenden möchte ich diese Rezension mit den Zeilen, mit denen auch ein Album endet, das für Kritiker vielleicht das beste Album 2009 sein mag, mich aber ein Leben begleiten wird, weil es mich immer mit staunender Freude zurücklässt:

Until fully grown
You got a real good shot
Won't help to hold inside
Keep it real, keep it real, shout out!



Isabel: „Tierisch nervig“

Eine zeitlang habe ich in einem Büro gearbeitet. Die Arbeit am PC war relativ monoton, aber zum Glück gibt es ja Internetradio. „The Alternate Side“ hat mir damals wahrscheinlich das Leben gerettet. Doch selbst das beste Internetradio ist scheinbar nicht gewappnet vor der Radiokrankheit schlechthin: sich selbst zu wiederholen. Bei The Alternate Side liefen deshalb ständig Animal Collective mit „Summertime Clothes“. Wieder und wieder und wieder. Der Moderator der Sendung musste jedoch selbst immer wieder einräumen: „Animal Collective scheiden die Geister.“ Meiner hat sich schließlich fürs genervt-sein entschieden, und das entschlossen.
Wie der Name der Band schon sagt, sind Animal Collective ein riesiger Affenzirkus. Die Musik wabert nur so vor sich hin mit ungeordneten Synthie-Geräuschen und Effekten, die nie gezielt eingesetzt werden, sondern von Anfang an ein großes Ganzes and noise-Kulisse formen. Für den Hörer wird das mit der Zeit ganz schön anstrengend. Besonders akut wird das bei „Brother Sport“. Der Gesang ist skandierend, gleichzeitig mit call-answer-Technik versehen und wirkt einfach nur nervig, weil es eine einzige endlos-Schleife ist. Dahinter steigert sich langsam aber sicher die Masse an Geräuschen und Klängen und geht auf die Nerven. Keine Chance, dass im Hintergrund laufen zu lassen. Das ist wie eine Platte, die hängen geblieben ist.
Die Melodien von Animal Collective, wie zum Beispiel bei „Brother Sport“ sind gar nicht so verkehrt, aber es fehlt an Entwicklung und Einfallsreichtum. Einzelne Zeilen werden immer wieder wiederholt, bis meistens die 5 Minuten-Marke längst überschritten ist. Was angesichts der Tatsache, dass in den Songs absolut nichts Nennenswertes passiert, irgendwie Zeitverschwendung ist. Der Gesang ist darüber hinaus in allen Liedern konstant in derselben Tonlage, was das ganze Album nicht wirklich abwechslungsreicher macht. Oft wird die Stimme einfach gedoppelt und wirkt durch einen Synthie-Effekt enorm unmenschlich.
Aber ich will Animal Collective nicht durch und durch schlecht reden. Das Problem besteht meiner Ansicht nach einfach darin, dass ein ganzes Album davon aber einfach nur tierisch nervt. Die Band scheint sich auf einem riesigen Trip zu befinden, von dem sie nie richtig runter kommt. Es gibt keine Erholung für den Hörer, der immer neue Geräusche auf die Ohren bekommt und irgendwie wegstecken muss. Da bleibt keine Zeit zum Durchatmen. Animal Collective haben ein gewisses Potential, das meiner Ansicht nach mit „Merriweather Post Pavillion“ noch nicht ausgeschöpft ist. Hier scheint die Band erstmal jeden Knopf auf jedem Synthie gedrückt zu haben, um zu sehen, wie der denn klingt. Und auf Biegen und Brechen wurden Songs draus gemacht. Das macht Hoffnung, dass sie beim nächsten Werk vielleicht schon besser wissen, was sie gerade tun und an ihrer Vielseitigkeit arbeiten können.
Wer schöne Synthies hören möchte, der höre doch so lange lieber One in a Googolplex.


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Und hier nun, ohne Wertung, das Video "Summertime Clothes":

Sonntag, 30. August 2009

Oasis - I hope, I think, I know

Dass Oasis sich scheinbar jetzt, nach 18 Jahren, getrennt haben, ist mir nicht egal. Ich bin zutiefst geschockt. Und traurig. Ich kanns nicht fassen. Und ich realisiere, dass es mir einfach nicht wirklich egal ist. Dass Oasis sich trennen...das ist ganz und gar nicht cool.
Ich hab mir, seit ich davon gehört habe, mal ein paar Gedanken gemacht. Wie das so kam, mit Oasis. Eigentlich war ich nämlich Robbie Williams Fan, und Oasis waren nur so ein großer Band-Name, den man halt schonmal gehört hatte. Zu der Zeit (Anfang 2002) hab ich unglaublich exzessiv MTV geschaut. Und da lief dann irgendwann auch "The Hindu Times". Zu der Zeit habe ich mir Singles statt Alben gekauft. Also habe ich "The Hindu Times" gekauft. Ich fand den Song und die B-Sides großartig. Eigentlich ein riesiger Glücksgriff, denn Oasis B-Sides sind bekannt dafür, die A-Sides meistens gnadenlos in den Sack zu stecken. Aber ich war trotzdem noch echt pragmatisch, was Oasis angeht. Ich beschloss nämlich dann doch, ein Album zu kaufen. Aber wie. Ich fuhr in den Globus und entschied mich für das beste Preis-Leistungsverhältnis. Ich erinner mich so gut daran, wie ich da stand und hab 5 Alben in den Händen gehalten und eins nach dem anderen die Lieder gezählt und mit dem Preis verglichen. Und "Be here now" gekauft: 12 Songs für 6,99Euro. Nice Price für ein Album. Ich wusste damals nichtmal, dass mal Liam, mal Noel singt. Dass es das dritte Oasis-Album war. Dass es im Vergleich ein eher untypisches, lautes, dichtes, gitarrenlastiges Oasis-Album war. Und ich hab es geliebt. Ich liebe es. Danach dachte ich mir: "scheiß auf nice price!" und hab mir einfach alles gekauft. Jedes Album. Ich war völlig begeistert von dem, was ich da zu hören bekam. Liam trällerte Sachen wie:

You need to be yourself,
you can't be no-one else.

Und:

You gotta roll with it, you gotta take your time, you gotta say what you say, don't let anybody get in your way.


Es war diese typische Oasis-Fuck-off-Attitüde, die mich begeisterte. "We're the best band in the world!" Ja! Ja! Ja! Da konnte man nicht widersprechen, die hatten einfach recht!
Und ich glaub, diese Einstellung, dieses "you need to be yourself", das wars. Diese verdammte Band aus Manchester gab den Anstoß zum Erwachsen-werden. Oder zumindest zum irgendwas anderes werden als ich bis dahin war: besessener Robbie Williams Fanatiker und Chart-Musik-Hörer. "You need a little time to wake up, wake up..."
Das klingt jetzt alles irgendwie übertrieben. Aber ich schwöre, dass es so war. Ich hab bestimmt nicht unter mangelndem Selbstbewusstsein gelitten, aber Oasis gaben den extra-Boost. "Walking to the sound of my favourite tune..." war immer ein Oasis-Tune. Ich hab alle DVDs, und ich glaub, ich habe meine Familie zeitweise nicht wenig in den Wahnsinn getrieben. Ich hab meine Freunde reihenweise missioniert und sie so lange mit Oasis genervt, bis sie mir glaubten. Ich hab mein Zimmer mit Postern von Oasis tapeziert und die hängen heute noch da. Als ich vor einem Jahr umgezogen bin, wurde das neue Zimmer mit Oasis tapeziert. Ich habe mir verdammt nochmal vor drei Tagen erst ein neues Oasis-Poster gekauft. Ich habe eine zeitlang jeden zweiten Tag in der Schule ein Oasis-T-Shirt getragen mit der Aufschrift: "we're Oasis, thank you, fuck you, have a nice day". Ich bin auf dem Oasis-Konzert im Oktober 2005 fast gestorben, weil die losspringende Menge mich fast zu Boden gezerrt hätte und ich wirklich wirklich Angst hatte, dass ich da nie mehr lebend rauskomme. An meinem 18. Geburtstag lief um Punkt 12 Uhr "Turn Up the Sun".
Ich bin nicht mehr so schlimm, wie ich mal war, glaube ich. Aber Oasis-Begeisterungsphasen kommen immer wieder vor. Und immer wieder stelle ich fest, dass sie tatsächlich die beste Band der Welt sind. Und bleiben werden. Für immer. Ich schau mir jetzt "Familiar to Millions" an.


You and I are gonna live forever.

Isabel


currently listening: Oasis- I hope, I think, I know



Dienstag, 25. August 2009

4-Ohren Test: Bright Eyes - "Digital Ash in a Digital Urn"

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Und auch wenn sie in dieselbe Richtung gehen, wie das bei uns wahrscheinlich der Fall ist, so gibt es doch immer wieder Bands oder Alben, über die wir unterschiedlicher Meinung sind. Deshalb gibt es hier auf Reflektorschild nun zum ersten Mal einen sogenannten "4-Ohren-Test". Das heißt: Wir hören dasselbe Album und sagen unabhängig voneinander unsere Meinung. Hier also die Premiere: Bright Eyes mit "Digital Ash in a Digital Urn".

Viel Spaß!
Sebastian und Isabel

currently listening (Isabel): Arctic Monkeys - Crying Lightning
currently listening (Sebastian):
Killed By 9 Volt Batteries - This City Is Lit When You're On Top Of It



Isabel: "Easy/Lucky/Free"

Ich weiß es noch genau: Es war der 24. Januar 2005, als Bright Eyes gleichzeitig „I’m wide awake, it’s morning“ und „Digital ash in a digital urn“ veröffentlichten. Zwei Tage nach meinem 17. Geburtstag bekam ich mit diesen Alben wahrscheinlich eins der schönsten Geschenke überhaupt.

Musikkritiker lieben es ja, die Alben irgendwie einzuordnen. Logische Konsequenzen zu vorherigen oder anderweitig bekannten Werken zu ziehen. Ich mag das auch, muss ich gestehen. Bei „I’m wide awake…“ war das auch gar nicht schwer. Die folkigere der beiden CDs ist eindeutig und unverkennbar die einzig logische Konsequenz zum Vorgängeralbum „Lifted, or the story is in the soil, keep your ear to the ground“. Da konnte man sich also erstmal über die schlichte Schönheit typischer Conor Oberst-Klänge freuen. Und wie!

Aber schon das Cover von „Digital ash…“ machte klar: Hier ist was anders. Das hier ist nicht der folk-country-singer/songwriter Conor, wie man ihn kennt. Alles beginnt mit einer quietschenden Tür, Schritte, hektische Atemgeräusche. Man fühlt sich unwillkürlich an „The Dark Side of the Moon“ erinnert, als man jemanden weglaufen hört. Herzklopfen (auch bei mir, aber auch in der Musik). Irgendwann formen sich dumpfe Töne zu einer Melodie und die Stimme von Conor Oberst ist zu hören: „Death. Data entry. Ant hill law….“ Es macht nicht wirklich Sinn, und es entfremdet. „Schh…don’t talk, don’t talk.“, sagt Oberst schließlich, und der Beat startet. Dieser Beat, ist der „digital“? Was ist denn eigentlich „digital“? Klar, man erwartet Elektronik, Beats, genau. Lots and lots of computer noise. Und was das Verrückte an diesem Album ist? Man hat im ersten Moment den Eindruck, genau das zu bekommen. Denn gerade der Beat, der so bestechend betont wird, der fast jedem Song treibt und zum besonderen Etwas führt- der ist da. Doch wenn man ganz genau hinhört, dann stellt man fest: nix Computer! Das ist ein ganz normales Schlagzeug. Oder halt: es sind genau genommen zwei ganz normale Schlagzeuge. Die mal miteinander, aber meistens ergänzend spielen. Und somit den Beat herstellen, der sich so „static“ anhört wie ein PC-Beat, aber keiner ist. Genauso geht es übrigens auch mit den anderen Instrumenten: Das wenigste hier sind Synthies. Das meiste sind Gitarren, Piano und Bass, die höchstens in ihrem Klang entfremdet wurden, aber immer noch Gitarren, Piano und Bass bleiben. Ich glaube, hier ist der kleine, aber feine Unterschied zu dem, was man vielleicht „Elektro“ nennen würde. Was hier aber schlichtweg „digital“ ist.

Aber Bright Eyes wären nicht Conor Oberst deluxe, wenn da nicht die Texte wären. Die Stimmung des Albums ist düster, und das liegt wohl vor allem an den Texten. Wenn man eine gewisse Empfindsamkeit von Seiten des „spokesman for a generation“ gewohnt ist, so ist man dennoch von der unverblümten Offenheit dieser Songs erstmal gepackt. Oberst thematisiert vor allem Persönliches. Dabei sticht vor allem „Hit the switch“ heraus, indem er seinen Hang zum Alkohol thematisiert:

Cause there's this switch that gets hit
And it all stops making sense
And in the middle of drinks
Maybe the fifth or the sixth
I'm completely alone
At a table of friends
I feel nothing for them
I feel nothing!
Nothing!

(auf der Tour zu „Digital ash…“ bin ich Conor Oberst schließlich zum ersten Mal selbst begegnet- im volltrunkenen Zustand. Das war leicht desillusionierend, muss ich gestehen.)

Gleichermaßen deutlich wird seine scheinbar innere Zerrissenheit auch in „Devil in the Details“, wo es heißt:

But know there's no backing out

This is gonna be reality

You can never dream it down


I have - no way

Of telling - the two – apart

Auf der anderen Seite fordert er: „Take it easy (love nothing)“. In dem Song geht es darum, dass er (oder das fiktive „I“?) von einer älteren Frau verführt wird.

Left by the lamp, right next to the bed On a cartoon cat pad she scratched with a pen "Everything is as it's always been This never happened" "Don't take it so bad, it's nothing you did It's just once something dies, you can't make it live You're a beautiful boy, you're a sweet little kid But I am a woman"

Gelöst wird das Problem gegen Ende des Songs dann mit den Worten:

No it isn't so hard to get close to me There will be no arguments, we will always agree And I will try and be kind when I ask you to leave We will both take it easy But if you stay too long inside my memory I will trap you in a song tied to a melody And I'll keep you there so you can't bother me

Mein persönlicher Liebling auf dem Album ist “Ship in a bottle”. Es ist wahrscheinlich auch das schrägste Lied, was vermutlich an dem Zwischenspiel liegt, in dem man ein Baby schreien hört.

Das folgende „Light Pollution“ kommt im Gegensatz dazu richtig poppig daher. Den Abschluss des Albums bildet schließlich „Easy/Lucky/Free“, indem Oberst resümiert über…sich? Die Welt? Das Leben eines zu dem Zeitpunkt gerade mal 24-jährigen, der mit seinem bereits 5. Studioalben wieder einmal sämtliche Erwartungen übertroffen hat? Wahrscheinlich von jedem etwas. Dieses Album ist einfach nur wahnsinnig, wahnsinnig gut.



Sebastian: „Hurra, hurra, das Leben stinkt!“


„Digital Ash In A Digital Urn“ ist eine gemeine Falle. Auf so was bin ich zum letzten Mal bei James Blunt reingefallen. Auf den ersten Blick ist es scheinbar interessante Musik mit originellen Arrangements. Die Lyrics sind an sich meist gut, oft stellar und universal. Alles andere entpuppt sich bei näherem Hinhören auf emotionsloses Synthesizer-Gefrickel mit einem Conor Oberst, der singt, als ob er mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Denn von vorne bis hinten gibt es nichts anderes als Obersts permanente gefühlsduselige Pseudo-Larmoyanz auf die Ohren, was das Hören dieses Albums ungefähr so angenehm macht wie das Beißen auf Alu-Folie. Dabei hätte es eigentlich ganz gut werden können. Wenn es von Radiohead wäre, zum Beispiel.

Natürlich ist so ein Ausnahmealbum (was es ja dank Obersts fehlgeleiteter Experimentierfreude durchaus ist) erfolgreich und wird von allen gelobt. Oberst sponsort mit seinem Gejammer für mich aber nichts weiter als den Soundtrack zum spaßverdrossenen Emo-Dasein vieler verwirrter Teenies.

Peinlich pathetisch und pubertär solipsistisch hämmert sich Oberst durch die 15 Tracks, die allesamt einen noch engeren Horizont an Emotionen aufweisen, als eine Best-Of Sendung von Maxi Arlands Musikantendampfer im MDR. Vielleicht wurde Oberst in der Schule immer gehänselt oder hat als kleines Kind zu viele schlechte TV-Dramen gesehen und muss das an uns jetzt auslassen. Sein nach Aufmerksamkeit schreiender Gesang erinnert an Babygeschrei (welches man im Übrigen auch hören kann im Lied „Ship In A Bottle“).

Zugegeben: Es gibt ein paar gute Momente auf diesem Album. Diese reichen aber bei weitem nicht aus, um das ganze Album mitzutragen. Außerdem ist es eine schlechte Prämisse, wenn Oberst, was er ja im Stern-Interview selber zugibt, nicht weiß, was er mit seiner Zeit anfangen soll, unter der er ein Album aufnimmt. Dieses Phänomen sehen wir heute leider oft genug: Mir ist langweilig, also schreibe ich ein Buch über meine Langeweile. In unserem Fall einen Song. Das ist nicht weise. Hat dich heute Morgen im Bus jemand böse angeschaut? Dann mach ein Album daraus und verklag die ganze Welt!

Elektro-Fans dürften diese Platte wegen ihrer beschränkten Arrangements sowieso belächeln. Man hat das Gefühl, als ob das gesamte Album auf nur 30% Leistung laufe. Wann kommt endlich die reißerische Wende, fragt man sich, die Explosion, das Ausbrechen aus diesem Käfig der seichten Klänge und dem öden Lamentieren. Aber es gibt keine. Die Platte geht, wie sie gekommen ist: Völlig belanglos. Ein Ärgernis für jeden Radiohead-Hörer.

Um diese total facettenarme Platte bis zum Ende durchzuhören, bedarf es einer Ausdauer von 50 Minuten und Nerven aus Stahl, um sich nicht durch diese langweilige und introvertierte Musik einnnehmen zu lassen. Zwar interessiert mich Obersts egozentrisches Geplänkel in etwa soviel wie die Ergebnisse der letzten finnischen Dampfsauna-Meisterschaften, kann mich aber einer gewissen Wut auf sein hohles Weltschmerz-Gewinsel nicht entziehen.

Nach 3 Minuten und 30 Sekunden im letzten Lied „Easy/lucky/free“ bekam ich dann endlich doch einmal kurz gute Laune, weil es sich wie ein Fade-Out anhörte, der das Ende der Platte verhieß, aber das war auch eine Falle! Denn der alte Trapper Oberst musste noch einmal mit seiner schwarz-weiß-malerischen Wehleidigkeit loslegen, damit auch wirklich der letzte Tropfen gesunden Menschenverstandes auf dem heißen Stein von „Digital Ash in A Digital Urn“ verdampft.

Menschen mit Depressionen sei beim Anhören dieses Tonträgers dringend geraten, für den Notfall eine DJ-Ötzi-Platte neben den CD-Player zu legen.




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Und hier, ganz ohne Wertung: "Easy/Lucky/Free"












Montag, 24. August 2009

Kino auf der Burg

Freiluftkino, und das noch auf einer Burg - klingt doch super! Preislich war der Spaß auch nicht teurer als die sowieso horrenden Kinotarife, und "Willkommen bei den Sch'tis" hatten meine Freundin und ich auch noch nicht gesehen. Dazu kam am besagten Tag strahlender Sonnenschein - also auf nach Siersburg zum SR1-ultra-Event: "Kino auf der Burg".
Doch jetzt, so im Nachhinein, war das alles schon recht bizarr. Erstmal haben wir die Burg nicht gefunden. Das ist peinlich. Aber die Hinweise auf einen Parkplatz für das Kino waren auch winzig. Schließlich parkten wir also auf einem größeren Platz vor einer Halle. Dort hatten zwei Jugendliche doch tatsächlich gerade ihr Schlauchboot ausgebreitet. (!) Im ersten Moment realisiert man sowas gar nicht richtig...aber: was haben die da gemacht?
Wir waren wahrscheinlich zu verstört, um das wirklich zu hinterfragen. Stattdessen haben wir unsere tausend Pullis und Jacken und Decken und Sitzkissen gepackt und sind auf die Burg marschiert. Auf dem sogenannten "Panoramaweg", der uns in dem Moment aber eher gestresst hat, weil wir weder körperlich noch seelisch (Tinti!) auf den Aufstieg vorbereitet waren. Und oben feststellen mussten, dass wir irgendwie aus einem ganz anderen Loch kamen als der Rest des Publikums. Irgendwas lief da schief.
Naja, auf der Wiese der "Burg" (ich halte die Bezeichnung für einen Euphemismus) war dann eine riesige, echt coole Leinwand aufgebaut und Stühle und natürlich Bierstand, Popcorn etc. Sobald wir saßen, zog im 5-Minuten-Takt einer von uns die nächste Lage Kleider über, weil es doch zunehmend kälter wurde. Da halfen selbst Gummibärchen und Schokolade und Smarties und grüner Engergy-Kaugummi nicht wirklich. Der Film ging dann auch erstmal gar nicht los. Stattdessen wurde zunächst ein saarländischer "Kurzfilm" gezeigt, der mit 30 Minuten eindeutig Überlänge hatte. War nicht schlecht, aber am Ende auch nicht wirklich der Brüller. Egal, jetzt war es auch dunkel und aufgrund der Kälte rührten wir uns sowieso nicht mehr vom Fleck. Es konnte losgehn.
"Willkommen bei den Sch'tis" ist echt lustig. Das bestreite ich gar nicht. Auch originell und echt gut gemacht. Und bis dahin schien auch das Publikum eigentlich normal. Im Schnitt waren die meisten wohl eher im Alter unserer Eltern, oder so um die 40. Heißt ja nix, aber je länger der Film lief, umso mehr steigerte sich das Publikum herein. Was mit normalem Lachen hier und da begann, steigerte sich zum Jubeln, Jauchzen, Johlen, Kreischen, Schreien:"Oh Gott, ich hab Tränen in den Augen!". Da wackelten die Plastikstühle! Um uns herum schien alles auf einem ziemlichen Trip zu sein. Und ich zähle mich eigentlich nicht zu den: "hey wir sind cool wir lachen nie"-Leuten. Im Gegenteil. Aber die Reaktion dieses Publikums war schon irgendwie...extrem. Mitunter verstörend war auch der mit sich selbst redende Typ neben Tinti, der lachend seine kalte Pizza aus der Alufolie auspackte und genüsslich verdrückte, während der Film weiterging. Wir kauten derweil nervös unsere grünen, neuen, geilen Energy-Kaugummis und versuchten, dem Film zu folgen.
Unsere größte Sorge war ja, das Auto nicht mehr zu finden. Zum Glück stellte sich die als unbegründet heraus und gegen Mitternacht erreichten wir den Parkplatz. Die Schlauboot-Kapitäne waren mittlerweile auch weggepaddelt. Na geht doch.

Isabel


currently listening: Death Cab for Cutie - Transatlanticism (song)

Sonntag, 23. August 2009

Warum Star Trek cool und hip ist – Ein Wake-up Call für Nicht-Trekkies

Jetzt reicht’s! Ein für allemal. Oft genug habe ich nun versucht, Mitmenschen klarzumachen, wie toll und sehenswert die Fernsehserie „Star Trek“ ist. Der Erfolg war eher dürftig. Es gab eigentlich keinen Erfolg. Ehrlich gesagt hat man sich stattdessen oft über mich lustig gemacht. Daher habe ich nun beschlossen, das hier zu schreiben, um mir zukünftige Mühen zu sparen. Ich werde also nur noch auf diesen Text verweisen, mit dem ich ein letztes Mal zu erklären versuchen möchte, warum Star Trek so cool und so hip wie wenig anderes auf dieser Welt ist.

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Das Original: Die Besatzung des ersten Raumschiffs Enterprise

Als Uneingeweihter kann man schnell zur Auffassung gelangen, Star Trek sei nur etwas für Streber und Nerds, die sich verkleiden und auf Treffen gehen, um sich dort selbst zu feiern und sich in seltsamen Sprachen zu unterhalten. Völliger Blödsinn! Auch wenn es solche Ultras gibt, ist die Serie in erster Linie etwas für Optimisten, Neugierige, intellektuell Aufgeschlossene, Hipsters und solche, die es werden wollen.
Alles fing im Jahre 1966 an, als Captain Kirk mit seinem Raumschiff Enterprise zum ersten Mal über die Bildschirme des amerikanischen Fernsehens flimmerte. Die Serie war schon damals ihrer Zeit weit voraus. So zeigte sie den ersten Kuss zwischen einem weißen Mann und einer schwarzen Frau im US-Fernsehen. Viele Bundesstaaten verboten damals eine Ausstrahlung der betreffenden Folge. Erwähnenswert ist auch, dass die Macher sich mitten im Kalten Krieg dazu entschlossen haben, einen Russen ans Steuer der Enterprise setzten. Es ist heute schwer vorstellbar, aber die ausgiebige Darstellung von freizügigen Frauen und Minderheiten im Fernsehen überraschte zu jener Zeit und war ziemlich mutig. Bei Verstößen gegen Konventionen haben die Studiobosse ganz schnell die Lampen ausgeknipst. Die Pappkulissen waren derweil billig und die Effekte trashig. Aber allein schon die Gewissheit des Kultstatus und die retrofuturistischen Elemente machen es absolut sehenswert, wie Captain Kirk außerirdischen Sklavenmädchen mal wieder zeigt, wie Liebe geht.

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Ein Jahrhundert später: Die Crew aus Star Trek – The Next Generation

Viele Outsider machen den großen Fehler, und werfen Star Trek in einen Topf mit Star Wars, Stargate, und wie sie alle heißen. Doch Star Trek spielt nicht vor langer, langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis. In Star Trek geht es auch nicht um „wars“, um Kriege. Im Gegenteil: Seit über 40 Jahren zeigen uns die Helden der Sternenflotte nun, was echte Toleranz bedeutet, und setzen sich für Frieden und Menschenrechte in der Milchstraße ein. (Warum Star Wars populärer ist als Star Trek ist noch mal ein extra Essay wert. Es hat etwas mit niederen Instinkten zu tun.)
Die Serie betrachtet auf eine einzigartige Art und Weise philosophische Fragestellungen. So werden viele philosophische Dilemmata beleuchtet, die in unserem Alltag jedoch kaum auftreten dürften. Star Trek lässt uns ein Problem ganz pur betrachten. Das ist sehr spannend, da es uns zu denken anregt. Wie z. B. soll ein Arzt handeln, wenn er zwei sterbende Patienten hat, jedoch nur einen retten kann? Ab wann darf und soll man sich in die Angelegenheiten anderer Völker einmischen? Ist Mr. Spocks Argumentation „Das Wohl der Vielen wiegt mehr als das Wohl der Wenigen“ immer berechigt? Star Trek setzt mit jeder Folge ein Zeichen für Humanität, entlarvt Angst als Machtinstrument, zeigt warum Unterdrückung nicht funktioniert, warum Umweltschutz wichtig ist. Es geht darum, tolerant und offen für neues zu sein. Aristoteles wäre ein Riesen-Trekkie.
Natürlich ist bei weitem nicht jede Folge eine dieser knallbunten Philosophiestunden. Meistens macht Star Trek einfach nur Spaß. Es ist ein Garant für spannende Abenteuer und wunderbar trockenen Humor. Für letzteres sei der holografische Doktor des Raumschiffs Voyager empfohlen.

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Ein kunterbuntes Allerlei: Die Crew aus Star Trek – Deep Space Nine

Star-Trek-Fans müssen keine Nerds sein. Okay, ich bin ein schlechtes Beispiel dafür, aber als Fan in guter Gesellschaft. Natürlich ist Star Trek ist nicht für jedermann geeignet. Star Trek-Fans benötigen eine längere Aufmerksamkeitsspanne als der typische Transformers-/Bruce-Willis-Fan, da tiefgehender. Zugegeben: Auch ich tat mich anfangs schwer. Für einen Neuling ist es in der Tat zunächst nur schwer zu verstehen. Ich kann nur raten: Geduldig sein. Je mehr Folgen ich gesehen hatte, desto mehr fuhr ich darauf ab. Wer lange genug durchhält, der wird erleuchtet. Leider sehen viele das Ganze nur sehr oberflächlich, schalten nach 2 Minuten ab, weil die Leute lächerlich aussähen, das ganze Gequatsche über Musterpuffer und Warp-Blasen langweilig sei oder beides.
Ich hingegen übertreibe nicht, wenn ich sage, dass Star Trek mein Leben entscheidend geprägt hat. William C. Thompson, Comptroller der Stadt New York, hat diese Beeinflussung wohl am schönsten ausgedrückt:
“You had space travel, you had planets, you had a guy like Spock, who was half human and half Vulcan, and you’re a 14-, 15-year-old kid sucking it all in…It opened up new frontiers, and it made you think.”

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A long way home: Die Mannschaft von Star Trek - Voyager

Mir persönlich gefällt das Spin-Off „Deep Space Nine“ am besten, aber das ist Geschmackssache. Deep Space Nine ist eine große Raumstation, ein New York des 24. Jahrhunderts, ein interstellarer Melting-Pot, in dem sich die lustigsten und einzigartigsten Gestalten der Galaxie tummeln. Zentrum des Geschehens ist das „Promenadendeck“, in dem sich Restaurants, Bars, Geschäfte und mehr befinden. Das Promenadendeck war übrigens das seinerzeit größte, ständig aufgebaute Set in ganz Hollywood.
Jeder kann mir kommen, womit er will – Lost, Dr. House, 24 – keine mir bekannte Serie hat annähernd soviel Charme wie Star Trek. Okay, vielleicht noch Father Ted aber sonst keine. Doch, Firefly, aber sonst keine.

http://www.trekzone.de/mediapool/upload/entcastbig.jpg
Aufbuch ins Unbekannte: Die Crew von Star Trek – Enterprise

Neben den Fernsehserien tragen mittlerweile auch 11 Kinofilme den Namen Star Trek, die den Fernsehserien aber nicht ganz das Wasser reichen können.
Durch die vielen Geschichten ist das Star Trek-Universum mittlerweile unglaublich komplex und vielschichtig. Es ist für jedermann etwas dabei. Kulinarier beispielsweise können mit Star Trek neue Arten von Gerichten kennenlernen, wie Jibilianisches Sieben-Gewürze-Omelett, Delvanianischer Schaumkuchen, Bajoranischer Shrimp oder Laurelianischer Pudding.
Das für mich so Faszinierende an Star Trek ist, dass es unendlich viele Geschichten aller Art zu erzählen gibt. Hinter jeder galaktischen Ecke wartet eine neue Spezies mit ihren Eigenheiten darauf, mit der Sternenflotte in Erstkontakt zu treten. Vulkanier, Klingonen, Ferengi, … Die Star Trek-Utopie kann uns soviel erzählen und vereint die verschiedensten Genres in einer Show: Action, Abenteuer, Krimi, Love Story, Drama, Komödie, und natürlich Sci-Fi der Gigaklasse.

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Reboot: Die neue alte Crew des neuen Star Trek Kinofilms

Was viele nicht wissen ist, wie stark „Raumschiff Enterprise“ zu unserer heutigen Gesellschaft beitrug. So nahm der Erfinder des Handys Captain Kirks Kommunikator zum Vorbild. Apple-Gründer Steve Jobs wurde von Star Trek inspiriert, so wie auch zahlreiche Ingenieure der NASA. Das liegt daran, dass die Macher immer physikalisch einleuchtende und stimmige Funktionsbeschreibungen für die Technologie des 24. Jahrhunderts mitgeben.

http://www.nf.au.dk/~startrek/sfaab/pictures/data-s2.jpg
Der wohl genialste Kopf von allen: Der liebenswert-lässige Katzenbesitzer/Android „Data“

All diejenigen also, die schon immer mal wissen wollten, wie man seinen Maschinenraum von Talaxianischen Pelzfliegen befreit, was das beste Heilmittel gegen mendakanische Windpocken ist, was man beachten sollte, wenn man einen Denobulaner aus dem Winterschlaf aufweckt, oder einfach nur, was Menschlichkeit bedeuten kann, sind bei Star Trek an der richtigen Stelle.
Ich würde jetzt am liebsten noch meine Lieblingsfolgen aufzählen, erklären, was dort passiert; erklären warum fast alle Aliens zwei Arme und zwei Beine wie Menschen haben, und viele lustige Zitate anfügen, die wahrscheinlich keiner lustig findet, aber es ist schon offensichtlich genug: Ich mag Star Trek. Jeder sollte sich einmal die Frage stellen, ob er auch bereit dazu ist.

„Alles was ich im Leben wirklich brauche, habe ich von Star Trek gelernt.“
- David Marinaccio

currently listening: Joy Division - Transmission
Sebastian

Alle Fotos: (c) CBS Paramount

Mittwoch, 19. August 2009

Helden?

Ich rede immer ziemlich viel über Musik und Filme bisher, hab ich das Gefühl. Deshalb sind jetzt mal die Bücher dran.
Mit denen kann man eigentlich auch das lustige "Was nimmst du mit auf eine einsame Insel"-Spiel spielen. Und spontan sind mir da drei Bücher in den Sinn gekommen, die es mir offensichtlich angetan haben.

1. Paul Auster - Moon Palace

Meine Güte. Im Prinzip wurde uns das ja aufgezwungen, war nämlich Abitur-Lektüre im Englisch LK. Und deshalb ist es auch schwierig zu sagen, wie "aufrichtig" die Bewunderung für dieses Buch ist. Ich kann nichtmal genau sagen, wie oft ich das schon gelesen hab, aber die Betonung liegt mal eindeutig auf "oft". Es kann also sein, dass das Buch einen nicht loslässt, weil man es einfach fast auswendig kennt. Auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass das der einzige Grund ist.
Vor kurzem noch verfielen eine Freundin und ich wieder in eine "Moon Palace"-Diskussion, in der sie plötzlich meinte: "Marco Stanley Fogg (der Protagonist) ist doch unser Held!" Ich hab gesagt: "Ja, auf jeden!" und wir haben gelacht. Aber mal ehrlich...ist man ein Held, wenn man statt Möbel nur Bücherkisten hat? Wenn man zu strack ist zum arbeiten gehen und stattdessen seine "Möbel" verkauft? Wenn man bei Grabkerzenschein drei Eier am Tag zelebriert und in den Central Park flüchtet, wenn eins auf den Boden fällt? Wenn man mit aller Gewalt anti-establishment sein will aber im Prinzip nur stur und dickköpfig ist? Wenn das anti-establishment also nur ne faule Ausrede ist? Die Heldin ist da wohl eher Kitty Wu. Ohne die wäre Marco wohl im Central Park in seiner Höhle zugrunde gegangen. Und dann love love love und der nächste Bekloppte namens Effing und bei 10 Millionen Einwohnern stößt man ja schon mal per Zufall auf seinen Opa. Chance and coincidence, eben. Bei Auster ist chance irgendwie meist gleichzusetzen mit: "passiert garantiert", was zum Teil etwas schwer zu verdauen ist.
Macht MS aber immer noch nicht zu einem Helden. Also schwierig. Ich glaube nicht, dass er ein Held ist. Oder gibt es passive Helden? Marco bewegt nämlich nicht viel, aber er wird bewegt. Am Ende bewegt es ihn durch halb Amerika. In erster Linie ohne Erfolg, aber am Ende glaube ich schon, dass er "siegt". Ein Held ist er dann immer noch nicht, aber auch kein Versager. Schwierig.


2. Jon Ewo - Der Mond ist ein blöder Pudding

Allein der Titel ist doch schon richtig klasse. Und das Buch erst recht. Ist zwar irgendwo ein Jugendbuch, aber egal. Sowas hab ich noch nicht gelesen. Im Gesamten sind es eigentlich drei Teile, und das ist der zweite. Der erste heißt: "Die Sonne ist eine geniale Göttin", und der letzte "Die Erde ist nackt und hart". Und allesamt handeln sie von Adam. Adam ist in der Tat ein Held. Das behauptet er nämlich von sich selbst. Und er ist ein Ritter. Aber mehr a la Don Quichotte. Also Adam ist so ein leicht verpeilter Held. Seine Pläne laufen in der Regel nie glatt, und am Ende kriegt er es doch irgendwie alles geregelt. Dabei hat er tat(un)kräftige Unterstützung von Frank, der den ganzen Tag nur "The Dark Side of the Moon" hört. Daraufhin hab ich dann zum ersten Mal "The Dark Side of the Moon" gehört und wow- was ne Platte.
Und wegen Adam mag ich auch Ritter. Als Ritter ist man immer ein Held. Und kämpft gegen den Mond. Und wird nebenbei irgendwie erwachsen. Und darum gehts in dem Buch. Einfach mal lesen- es ist toll.

3. J.D. Salinger- The Catcher in the Rye

Holden ist auch so ein spezieller Held. Habe ich ja vor kurzem schon angemerkt, dass ich ihn irgendwie sehr bewundere. Das Buch an sich finde ich wohl eher wegen der Sprache toll und sollte deshalb auch nur auf Englisch gelesen werden. Sonst machts irgendwie keinen Sinn...
Ich glaub, das muss ich sowieso mal wieder lesen, demnächst. Im Gegensatz zu Moon Palace kann ich das auch immer wieder lesen. Komisch. Vielleicht liegt das aber auch einfach daran, dass es nicht in allen Farben des Regenbogens markiert ist und von Sternchen und anderen Symbolen übersäht ist.
Holden ist aber auch kein Held im klassischen Sinn, sondern eher so ein Anti-Held.


Hmm. Wenn ich mir das jetzt so überlege, dann ist keiner der drei Protagonisten ein Held. Sind alles eher so..."Helden", im Sinn von..."Du, Held ey". Know the difference?
Was müsste ich denn lesen, wenn ich Helden will? Herr der Ringe...? Tja, ich mein, begeistert mich auch ohne Ende. Aber das sind ja keine real-world Helden. Im Prinzip braucht man die auch nicht. Sonst wären die Bücher auch langweilig, oder?


currently listening: Death Cab for Cutie..."Plans" in Dauerrotation

Mittwoch, 5. August 2009

Get lost: Lost

Ich könnte allgemein anfangen und sagen: "Eigentlich hab ich ja noch nie Serien geguckt!" -Aber das wäre eine Lüge. Damit würde ich nämlich leugnen, dass ich bestimmt über ein Jahr lang jeden Abend um viertel vor 8 GZSZ geguckt hab. Ich glaube aber, dass das zu verzeihen ist, so mit 12,13.
Deshalb will ich da auch jetzt gar nicht lange drauf rumreiten. Fakt ist, dass ich seitdem nie wirklich Serien geschaut hab. Es gab zwischenzeitlich halbherzige Versuche, mich mit Friends und Dawson's Creek anzufreunden, die aber beide gescheitert sind. Und auch die Euphorie meiner Freunde in Bezug auf O.C. und Scrubs und Grey's Anatomy und Desperate Housewives (allein der Titel schreckt mich) konnte mich nicht anstecken. Und anfangs ließen mich auch die "Lost ist sooooooooooo geil!" -Aussprüche relativ kalt. Mag ja sein, dachte ich. Dr. House hat es mir angetan, das geb ich zu. Wenn er läuft, wird er auch regelmäßig eingeschaltet. Denn...tja, also...wie soll ich sagen. Der hat schon was, der Dr. House. Der Vergleich hinkt jetzt vielleicht, aber das ist so wie mit "The Catcher in the Rye". Die Anziehungskraft des Buches besteht darin, dass jeder Leser im Grunde so rebellious sein will wie Holden. Und weil jeder Leser weiß, dass er es im Grunde nie sein wird. Mit Dr. House ist das ähnlich. Der lässt eben permanent das Arschloch raushängen und das findet jeder irgendwie trotzdem toll obwohl es ja -also wirklich!- unerhört ist. Das Schlimme ist, dass man ihn, zumindest so lange man weiblich ist, immer voll sexy findet. Finden muss. Holden Caulfield sieht bestimmt auch toll aus. Bin ich von überzeugt.
Deshalb hier Bild vom Dr. House:





Aber ich schweife ab. Ich will ja eigentlich auf Lost zu sprechen kommen. Wie gesagt hab ich lange Zeit nicht auf Freunde gehört, die mir immer wieder beteuert haben, welches Suchtpotential diese Serie hat. Bis ich eines Tages/Abends irgendwie tötlich gelangweilt in meinem Zimmer rumsaß und schließlich an die Tür meines Mitbewohners geklopft habe und mir aus seiner vorzüglich bestückten DVD-Sammlung die erste Lost-Staffel ausgeliehen hab. Oh Mann. Und dann wars vorbei. Das heißt, noch nicht ganz. Denn die erste Folge konnte mich nicht wirklich überzeugen. Flugzeugabsturz und alles sehr hektisch und auf dieser - auf den ersten Blick - 08/15 Südseeinsel hatte doch jetzt nichts wirklich überzeugendes:


Vorbei wars, als mir am nächsten Abend plötzlich wieder langweilig wurde...und ich aus Verzweiflung die zweite Folge anschauen musste. Und die dritte. Und die vierte. Und die fünfte. Und so gings dann weiter. Mittlerweile häng ich in der 5. Staffel und kann einfach nicht aufhören. Vor mir liegen noch knapp 5 Folgen und dann Leere. Zum ersten Mal warten auf eine Fortsetzung, die bisher immer nur einen Knopfdruck oder einen Doppelklick von mir entfernt war.
Ich frag mich halt immer, wieso Lost so toll ist. Klar, es sind diese loose ends, überall. Man muss einfach wissen, wies weitergeht, sonst wird man verrückt. Das ist schon sehr clever gemacht. Aber das faszinierende ist glaube ich auch, dass diese loose ends nicht nur am Ende einer Folge mal eben da sind, um Spannung für die nächste Folge zu erzeugen. Vielmehr sind die überall, manchmal so, dass man sie gar nicht bemerkt oder bemerken kann. Und später hat man dann irgendwann den "Aha!"-Effekt und das Bild fügt sich immer mehr zusammen- und bleibt trotzdem immer nur ein halb-fertiges Puzzle.
Ich persönlich finde dann natürlich auch die Sprache toll. Wahrscheinlich nicht gerade ratsam, um die englische Grammatik zu lernen ("I never saw him!"), aber besonders toll, wenn man die vielen Akzente hört und vergleichen kann.
Tja, soviel zum Thema Lost. Ich hätte es echt nicht gedacht. Aber die Serie hat was. Ich empfehl sie jedem, aber nur, wenn man genug Zeit hat! Am besten nicht in der Vorbereitung auf irgendwelche Prüfungen damit anfangen...das kann ins Auge gehn. Wo ich im letzten Semester noch bis spät abends fleißig am Schreibtisch saß, lag ich dieses Semester spätestens ab 8 auf der Couch vor dem Fernseher. Dude.



currently listening: The Elected - The Miles 'Til Home
 
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