Mittwoch, 25. November 2009

looking back, summing up: 2009

Ich mach jetzt was, was sich irgendwie nicht gehört. Ich stehe sozusagen auf und gehe früher raus aus diesem Jahr als offiziell vorgeschrieben. Denn noch hat 2009 schließlich einen ganzen Monat Zeit, sich musiktechnisch ins Zeug zu legen. Allerdings wage ich zu behaupten, dass da aller Voraussicht nach nicht mehr viel neues kommen wird. Und ich kann mit sehr ruhigem Gewissen ebenfalls behaupten, dass allein in den letzten elf Monaten eine ganze Menge an tollen Alben veröffentlicht worden ist.
Mir widerstrebt deshalb auch ein bisschen die Vorstellung eines Rankings. Im folgenden möchte ich einfach die Alben aufzählen, die mir dieses Jahr als prägend, wichtig, gelungen oder einfach nur hörenswert erschienen sind. Dabei handelt es sich nichtmal zwingend um 2009 erschienene Werke. Manche Platten sind auch Ende 2008 veröffentlicht worden, jedoch habe ich sie erst 2009 gehört. Aber da ich ja hier am Ende auch was weglasse, denke ich, ist es legitim, dass ich den Anfang ein wenig vorverlege. Es sei mir verziehen.


Marching Band - Spark Large

Es ist mir ja fast schon ein bisschen peinlich, das zu erzählen. Aber nachdem mein Mitbewohner mir die Platte dringlich ans Herz gelegt hatte, hatte ich sie meinerseits erstmal sorgfältig für einige Wochen auf Seite gelegt. Ein schwerer Fehler, wie sich herausstellen sollte. Denn mein Mitbewohner bekam fast einen Herzkasper, als ich ihm gestehen musste, die Platte immer noch nicht gehört zu haben. Das gab mir dann doch zu denken. Ich hörte sie mir also dann doch an. Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Und kam nicht mehr los von diesen wundervollen Melodien und der vertonten Unbeschwertheit dieser Band. Wahrscheinlich ist das meine Platte des Sommers 2009, oder zumindest des Sommersemesters. Auf der anderen Seite merke ich gerade jetzt, dass das Album über diese saisonale Attraktivität hinausgeht. Denn gerade im Moment habe ich die CD nochmal hervorgeholt und es vergeht kein Tag ohne mindestens zwei Durchläufe. Tolle Texte, Melodien, Gesang, Instrumentation... und keine Schwachstellen. Grandios.

Bonaparte - Too much

Das ist eins der Alben, das eigentlich schon im September 2008 erschienen ist, mich aber erst im Mai diesen Jahres eingeholt hat. Ausschlaggebend war das Konzert der Band im Karlstorbahnhof. Eigentlich eine Party, und gegen halb eins dann plötzlich: "Do you wanna party with the Bonaparte??" Und ja, das wollten alle. Sowas hab ich noch nicht erlebt. Wir kannten die Band nur im Ansatz und die Textkenntnis der Platte ging über "you know too much too much too much too much..." nicht hinaus. Aber das war bei der wahnsinns-Stimmung und dem kuriosen Auftritt der Band auch völlig egal. Das Konzert hinterließ einen bleibenden Eindruck und das mit dem Album-richtig-hören holte ich dann im Anschluss nach. Und da stellte sich heraus, dass es nicht nur reine Party-Musik, sondern tatsächlich qualitative, CD-taugliche Partymusik war. Vor allem die Texte sind teilweise richtig lustig und clever und alles andere als o8/15-Hype-Band mäßig. Obwohl sich das wahrscheinlich erst zeigen muss. Und selbst, wenn Bonaparte nicht mehr viel mehr als "Too much" veröffentlichen, dann ist das da ein Knaller, den ich so schnell nicht vergessen werde.


Tomte - Heureka

Das dritte Album von Tomte, "Buchstaben über der Stadt", hatte schon einige wirklich wirklich große Hits ("Ich sang die ganze Zeit von dir", zB). Aber so ganz überzeugen konnte mich die Platte nicht, vor allem, wenn mit dem Vorgänger "Hinter all diesen Fenstern" (Hits hier: Lied 1-10) verglichen. Von daher war ich leicht skeptisch, was "Heureka" anging. Aber schon der erste Durchlauf lehrte mich eines besseren. Die Melodien, die Texte, passt wieder alles. Auch die eigentümliche Betonung der Vokale, für die Thees Uhlmann so berühmt-berüchtigt ist, nerven nicht. Los gehts mit einem genuschelten "seltsam, seltsam..." und dann ist alles nicht seltsam, sondern Tomte. Mein Favorit auf dem Album ist dabei eindeutig "Wie ein Planet": "Mein Herz so schwer, wie ein Planet. Du hast gesagt, dass du nicht gehst. Du hast gelacht, ich hab geschrien. Sie bekommen nicht, was sie verdien'. Mein Herz so schwer, hast du mich gesehn? Eine lange Straße, lass uns gehn. Das ist die Zeit, das Leben sei schön. Ich wollt nur sagen: Our feet are the same."


Peter Licht - Melancholie und Gesellschaft

Das zweite deutschsprachige Album in dieser Liste, und wahrscheinlich sogar ein bisschen umwerfender als Tomte. Schon die ersten Klavierakkorde von "Räume räumen" machen einem unmissverständlich klar, dass Peter Licht es diesmal ernst meint. Kein Gerede mehr von Sonnendecks und transylvannischen Verwandten. Es geht ums Leben, jetzt, hier, man selbst, die anderen, man fühlt, und dann auch wieder nicht und alles irgendwie schwer aber nach vorne sehen will man doch.... ("die Zukunft leuchtet schon!"). Irgendwie ist Peter Licht vage in dem, was er da sagt, und dann auch wieder direkt. Aber genau deshalb hat man als Hörer so ziemlich immer das Gefühl, dass da was gesagt wird, was man kennt. Oder versteht. Oder auch lieber nicht erleben möchte ("Dein Tag (die Reise geht zurück an den Anfang)"). Das ist ein großes, großes Album. Beipflichten. Okay finden. Super sagen.


The Acorn - Glory Hope Mountain

Eine weitere Neuentdeckung in diesem Jahr (thanks to meinem Blogkollegen Sebastian hier. Genau, der mit dem guten Musikgeschmack). Das Album ist folglich auch nicht dieses Jahr erschienen, aber was solls. Das Bestechende sind wahrscheinlich die ausgefuchsten, detailreichen Instrumentarrangements, die man zunächst gar nicht wirklich wahrnimmt und einen später nur noch staunen lassen. Das liegt daran, dass einfach alles perfekt abgestimmt ist. Die Rhythmen überschreiten hier auch mal das gängige 4/4-Schema, und dennoch geht auch der Gesang nicht unter, sondern reiht sich tapfer ein. Genau, diese Platte ist homogen. Enorme Vielfalt enorm homogen verpackt und genial umgesetzt in ein Konzeptalbum. Vor allem klingt dieses Album nach mehr. Da kommt noch einiges. Der Nachfolger für "Glory Hope Mountain" ist für Anfang 2010 angekündigt. Das wird groß.


Kevin Devine - Brother's Blood

Tja, der darf hier nun mal sowas von nicht fehlen. Kevin Devine. Ich muss zugeben, dass ich auch hier erstmal skeptisch war. Denn "Put your ghost to rest" war zwar solide. Aber ich bin ehrlich: es war einfach nicht das, was ich von Kevin erwarte. Das führte also zu erheblicher Nervösität beim ersten Durchhören und dann BÄM! Knallt diese Platte ein wie... was ziemlich großes halt. Ich halte die erste Hälfte dabei für stärker als die zweite, obwohl gerade in der zweiten Hälfte mehr kevin-strumming-the-guitar-plus-singing-Songs drauf sind. Aber in der ersten Hälfte sind einfach die Knaller: "All of everything erased" ist das Pendant zu "Ballgame", und dann schon das 7-minütige "Carnival" und dann "Another bag of bones". Wahrscheinlich mein Lieblingssong überhaupt von dem Album. Weitere Anspieltipps wären "Brother's blood" und "I could be with anyone", zu dem es sogar ein offizielles (lustiges) Musikvideo gibt (hier!).
Kevin Devine ist übrigens auf kleiner Deutschlandtour im Dezember. 16.12. in Gießen bin ich dabei... (was grad voll unnötig ist zu schreiben weils eh schon jeder weiß aber ich betons einfach nochmal: DABEI!). Extended Konzertbericht WIRD kommen!!


Bondage Fairies - Bondage Fairies

Die werde ich noch vor Kevin live sehen. Am 5. 12. (im Teufel in HD - Leute kommt!!!!). Das ist das ältere der beiden Bondage Fairies und ich glaub, das kam schon 2006 raus. Aber egal. Kaum ein Album hat so sehr meine Semesterferien zu Hause geprägt. Von vorne bis hinten, auf jeder Autofahrt, volle Lautstärke. "He-Man", "Indiegirl", und immer und immer wieder "Gay wedding". Bis selbst meine Mama den Refrain auswendig konnte und mitgesungen hat. Und das ist auch einfach nur Musik für gute Laune. Wobei ich dazu bemerken muss: gute Laune für die gameboy-Generation. Bondage Fairies verbinden verrückte Texte mit vertrauten Gameboy-Tönen/Beats und schrammeln dazu mit E-Gitarren und Bass. Ach ja, seltsame Masken tragen sie auch noch. Alles irgendwie schräg. Aber sorgt für gute Laune, das kann ich versprechen. Besonders beim Auto fahren.


Ich fürchte, dass dieser Eintrag wahnsinnig lang werden würde, wenn ich tatsächlich ALLES aufzählen würde, was dieses Jahr wichtig war. Es gehören nämlich auf jeden Fall noch Death Cab for Cutie dazu. Von denen gab es nichtmal ein neues Album aber dieses Jahr bin ich überhaupt mal auf den Trichter gekommen, wie toll die eigentlich sind. Oder Kristofer Aström, dessen Album "Sinkadus" meiner Ansicht nach viiiel zu schlechte Rezensionen erhalten hat. Oder The Mars Volta. Das neue Album ist konventioneller, aber keinesfalls schlecht. Im Gegenteil!! Oder halt auch irgendwie Oasis... noch mit neuer Platte (solide, solide!! Ich mag sie voll!) aber leider jetzt nicht mehr existent. Selbst Robbie Williams hat - meiner Ansicht nach und ich schäme mich keineswegs dafür - positiv mit seinem Comeback überrascht. Aber das würde nun in der Tat zu weit führen. Ich möchte mit einem Video schließen von The Acorn. Denn deren Sound ist wahrscheinlich am schwersten anhand meiner Beschreibung zu fassen. Das ist auch ein echt tolles Video: "Crooked Legs"




Isabel


currently listening: Marching Band - Gorgeous Behaviour

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